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Schleusingen

Das Haus in der Bertholdstraße 24

Das Haus Bertholdstraße 24 heute (Sammlung: Kerstin Möhring)

Foto: Das Haus Bertholdstraße 24 heute (Sammlung: Kerstin Möhring)

Aus einem Schreiben vom 16. Juni 1933 geht hervor, dass der Schleusinger Max Kretzer, Mitglied der SA, im Mai desselben Jahres ein Einzelhandelsgeschäft mit Schuhwaren im eigenen Haus anmelden wollte. Laut Beschluss (ohne Datum) konnte der Magistrat der Stadt „ein öffentliches Bedürfnis für die Einrichtung einer neuen Schuhwarenhandlung in Schleusingen, Georg-Ernststr. 4 nicht anerkennen.“ Max Kretzer hatte einige Jahre als „Angehöriger des verstärkten Polizeischutzes“ in Schleusingen „unter Geheimhaltung“ gearbeitet, wobei er von 1937–1941 wegen Krankheit dienstuntauglich war. Erst im September 1941 nahm er diese Arbeit wieder auf und verpflichtete sich erneut als Hilfspolizist.

Doch Kretzer blieb nicht untätig und kaufte im Juli 1938 das Grundstück Bertholdstr. 24 von dem Schleusinger Robert Walz für 18.500 RM, der es bereits im Oktober 1936 von der jüdischen Familie Friedericka Daniel und ihrem Sohn Julius Daniel für angeblich 12.000 RM erstanden hatte. In diesem Kaufvertrag findet sich der Passus, dass die Familie Daniel bis zum 31. Oktober 1936 in der oberen Wohnung für eine „Entschädigung von 50 RM, die vom Kaufpreis einbehalten werden kann“, wohnen bleiben könnte. Perfide ist jedoch die Begründung des Max Kretzer, der sich 1946 nach der Beschlagnahmung für den Kauf des Geschäftshauses von Herrn Walz rechtfertigte:

„Das Motiv des Verkaufes war also: Herr Daniel wollte durch den Verkauf des Hauses seine Finanzen (er hatte ca. 12.000 RM Schulden zu begleichen) in Ordnung bringen.“

Genau das hat Julius Daniel auch getan. Den gesamten Erlös verwendete er für die Tilgung seiner Schulden und hatte dadurch keinerlei Mittel mehr, seine Emigration zu finanzieren. Der Händler Max Kretzer konnte nach dem Abschluss des Kaufvertrages einen neuen Schuhladen in der Bertholdstr. 24 eröffnen.