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Schleusingen

Die Familie Frankenberg

Die Brüder Löb und Nathan Frankenberg kamen in den 1880er Jahren von Marisfeld nach Themar.

Löb Frankenberg (1816 Marisfeld – 1894 Themar) heiratete Jette Hermann (1826 in Henrichs – 1903 in Themar). Ihre Kinder sind Nathan Löb (1853 in Marisfeld – 1920 in Themar), Emma (1855 in Marisfeld – 1912 in Themar), Sara (1857 in Marisfeld – 1941 Themar), Amalie (1862 in Marisfeld – 1931 in Meiningen), Louis (1865 in Marisfeld – 1934 in Themar), Meta (1866 in Marisfeld – 1955 in Dinslaken, sie überlebt das Ghetto Theresienstadt) und Samuel.

Samuel Frankenberg, geboren am 20.12.1859 in Marisfeld heiratete Karoline Schloss (geb. am 7. April 1860, vermutlich in Gleicherwiesen). Ihr Sohn Nathan wurde am 30. August 1888 in Themar geboren.

Samuel und Karoline Frankenberg verließen Themar gemeinsam mit ihrem Sohn Nathan am 23. Juli 1890 und zogen nach Schleusingen. Hier betrieben sie in der Langen Gasse/Bertholdstraße 3 einen Viehhandel und einen kleinen Laden mit Schnittwaren.

Das Frankenberg-Haus in Themar (Henry Frankenberg)

Foto: Das Frankenberg-Haus in Themar (Henry Frankenberg)


Von links: Karoline, Sohn Nathan, Samuel Frankenberg (Sammlung: Henry Frankenberg)

Foto: Von links: Karoline, Sohn Nathan, Samuel Frankenberg (Sammlung: Henry Frankenberg)

Werbeanzeige aus dem Henneberger Kreisblatt

Foto: Werbeanzeige aus dem Henneberger Kreisblatt

Das Frankenberg-Haus in der Bertholdstraße 3 vor der Sanierung (Sammlung: Kerstin Möhring)

Foto: Das Frankenberg-Haus in der Bertholdstraße 3 vor der Sanierung (Sammlung: Kerstin Möhring)

Das Haus nach der Sanierung (Sammlung: Kerstin Möhring)

Foto: Das Haus nach der Sanierung (Sammlung: Kerstin Möhring)

Die Haustür Bertholdstraße 3 (Sammlung: Kerstin Möhring)

Foto: Die Haustür Bertholdstraße 3 (Sammlung: Kerstin Möhring)


Karoline Frankenberg starb am 25. Februar 1932 in Schleusingen, ihr Mann Samuel Frankenberg starb am 16. August 1936 ebenfalls dort. Sie wurden beide auf dem jüdischen Friedhof in Schleusingen beigesetzt.

Grabstein Karoline Frankenberg (Sammlung: Kerstin Möhring)

Foto: Grabstein Karoline Frankenberg (Sammlung: Kerstin Möhring)

Grabstein Samuel Frankenberg (Sammlung: Kerstin Möhring)

Foto: Grabstein Samuel Frankenberg (Sammlung: Kerstin Möhring)

Nathan Frankenberg arbeitete nach seiner Heirat als Viehhändler in der Bertholdstr. 3. Seine Frau Hedwig Frankenberg, geb. Mittel, geb. am 4. April 1893 in Unsleben/Krs. Neustadt a. S., zog am 25. September 1922 von Unsleben nach Schleusingen.

Vermählungsanzeige im „Henneberger Kreisblatt“

Foto: Vermählungsanzeige im „Henneberger Kreisblatt“

Hedwig Mittel (Sammlung: Henry Frankenberg)

Foto: Hedwig Mittel (Sammlung: Henry Frankenberg)

Nathan Frankenberg (Sammlung: Henry Frankenberg)

Foto: Nathan Frankenberg (Sammlung: Henry Frankenberg)

Ihre Kinder Ilse, geboren am 14. Dezember 1925 in Schleusingen und Heinz, geboren am 23. September 1927 in Schleusingen, besuchten die Mittelschule in der Stadt.

Ilse Frankenberg (rechts) mit ihren Schleusinger SpielkameradInnen (Sammlung: Ilse Frankenberg)

Foto: Ilse Frankenberg (rechts) mit ihren Schleusinger SpielkameradInnen (Sammlung: Ilse Frankenberg)

Die Geschwister Ilse und  Heinz Frankenberg (Sammlung: Henry Frankenberg)

Foto: Die Geschwister Ilse und Heinz Frankenberg (Sammlung: Henry Frankenberg)

Die Geschwister Ilse und  Heinz Frankenberg (Sammlung: Henry Frankenberg)

Foto: Die Geschwister Ilse und Heinz Frankenberg (Sammlung: Henry Frankenberg)

Heinz als Schüler (Sammlung: Henry Frankenberg)

Foto: Heinz als Schüler (Sammlung: Henry Frankenberg)

Weihnachten 1931: Nathan, Hedwig und Heinz am Wohnzimmertisch (Sammlung: Henry Frankenberg)

Foto: Weihnachten 1931: Nathan, Hedwig und Heinz am Wohnzimmertisch (Sammlung: Henry Frankenberg)


Am 23. Juli 1937 verfasst der 1. Beigeordnete der Stadt Schleusingen an das Finanzamt, Abt. Devisenbewirtschaftungsstelle in Rudolstadt folgendes Schreiben: „Betrifft: Ausreise des Juden Nathan Frankenberg aus Schleusingen nach U.S.A. – Der Volljude Nathan F r a n k e n b e r g, […] bisher hier wohnhaft gewesen, hat heute die Ausfertigung eines Reisepasses beantragt. F. will nach U.S.A. ausreisen und dort – nach seinen Angaben – durch Sicherung einer Existenz die Auswanderung für seine Familie vorbereiten. Ich habe den F. zunächst die Beibringung einer Unbedenklichkeitsbescheinigung des hiesigen Finanzamts in steuerlicher Hinsicht aufgegeben. In politischer Hinsicht wurden Bedenken gegen die Ausreise nicht erhoben. Von dem Vorhaben des F. gebe ich hiermit Kenntnis.“ Nachfolgend gibt er von den Ausreiseplänen Kenntnis:

- der Geheimen Staatspolizeistelle in Erfurt
- der Kreisleitung der NSDAP in Steinbach-Hallenberg
- dem Präsidenten des Landesfinanzamtes in Berlin
- der Zollfahndungsstelle in Berlin über Außenstelle Meiningen
- der Reichsbanknebenstelle in Suhl.

Wenige Wochen später, bei einem Stadtspaziergang mit seiner Frau wurde Nathan im September 1937 unter dem Vorwand der „Rassenschande“ verhaftet und in das Schleusinger Gefängnis eingeliefert.

Nach einigen Tagen, am 26. September 1937, erhielt seine Frau die Nachricht vom Selbstmord ihres Mannes. Die Familie konnte das nicht glauben, denn Frau Frankenberg besuchte ihren Mann jeden Tag im Gefängnis und brachte ihm sein Essen. Sie hofften beide auf eine baldige Entlassung.
Nathan Frankenberg wurde als letzter jüdischer Schleusinger auf dem Friedhof beigesetzt.

Ehemaliges Gefängnis in der Gartenstraße, heute Wohnhaus (Sammlung: Hans Schulz)

Foto: Ehemaliges Gefängnis in der Gartenstraße, heute Wohnhaus (Sammlung: Hans Schulz)

Die letzte Beisetzung auf dem jüdische Friedhof 1937 (Sammlung: Möhring)

Foto: Die letzte Beisetzung auf dem jüdische Friedhof 1937 (Sammlung: Möhring)

Hedwig Frankenberg verließ am 2. November 1937 gemeinsam mit ihren Kindern Ilse und Heinz Schleusingen, um von Unsleben am 18. August 1938 in die USA überzusiedeln. Hedwig verstarb 1971. Heinz/Henry Frankenberg stirbt am 8. April 2017 86jährig im Kreise seiner Familie in New York. Seine Schwester Ilse Botie, geb. Frankenberg lebt mit ihrer Familie in den USA.

Henry und seine Frau Terri Frankenberg 2008 (Sammlung: Henry Frankenberg)

Foto: Henry und seine Frau Terri Frankenberg 2008 (Sammlung: Henry Frankenberg)


Henry Frankenberg erzählt aus seinem Leben

Henry Frankenberg erzählt aus seinem Leben: Videoaufnahme

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Henry Frankenbergs Erinnerungen

Auf der folgenden Seite kann ein Auszug aus einem Brief von Henry Frankenberg nachgelesen werden, in welchem er von seinen Erinnerungen an die Zeit in Schleusingen erzählt.

Brief von Henry Frankenberg

Nachtrag

Die Frage nach dem angeblichen Suizid von Nathan Frankenberg hat mich nicht ruhen lassen. Jeden Tag besuchte Hedwig ihren Mann im Schleusinger Gefängnis und brachte ihm das Essen, sie redeten zuversichtlich über ihre Zukunft. Warum sollte er sich das Leben nehmen? So suchte ich nach Hinweisen und fand zwar die sogenannte Suizidkarte im Thüringischen Staatsarchiv Gotha (ThStA Gotha: Akte: 87, Selbstmord-Statistik 1923 – 1944: 26. Oktober 1937: Selbstmord des Juden Nathan Frankenberg), doch so eine Karte konnte Taten vertuschen.

2008 konnte ich nach vielen Recherchen die Tochter des Gefängnisangestellten ausfindig machen. Wie sie mir erzählte, wohnte die Familie W., ihr Vater, ihre Mutter und sie in einem Trakt des Gefängnisses. So hörten und sahen sie vieles. Sie konnte sich noch lebhaft daran erinnern, als Nathan Frankenberg ins Gefängnis eingeliefert wurde. „Eines Tages kamen zwei Männer, die allein zu ihm gingen. Sie blieben über Nacht. Ich habe die Schreie von Herrn Frankenberg in meinem Zimmer gehört. Es war schrecklich. Am nächsten Tag fand mein Vater Herrn Frankenberg in seiner Zelle tot. Ich war sehr erschüttert, mein Vater auch.“

Das war der Beweis, dass Nathan zu Tode gefoltert wurde und keinen Suizid begangen hatte. Die Suizid-Karte diente einzig der Vertuschung des Mordes.