Viele Jahre, nachdem ich Erny Lang bereits persönlich kennengelernt hatte, wusste ich von dem Klavier der Familie, das im Haus Bertholdstraße im Wohnzimmer gestanden haben soll. Erny erzählte so lebhaft davon und sein jungenhaftes Lachen ertönte jedes Mal, dass ich überlegte, wo das Klavier – sollte es den Krieg überstanden haben – wohl sein könnte.
Durch meine Recherchen wusste ich, wer sich durch die Zwangsarisierung am Haus bereichert hatte. Leider wollte der Sohn dieser Familie keinerlei Kontakt zu mir, obwohl mir seine Mutter, die jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war, einige wichtige Dokumente zu den Zwangsarisierungen durch Schleusinger Bürger hat zukommen lassen.
Eines Tages saß ich mit einigen älteren Damen der Stadt zusammen, um ihnen von jüdischen Schicksalen zu berichten, als eine von ihnen erzählte, dass sie meinen Vater kannte, der in eben jenem Haus der Familie Lang mit ihr groß geworden sei. Später hätte sie auf dem Klavier, das sich wohl schon immer im Haus befunden hätte, das Spielen geübt.
Das war für mich der lang erhoffte Ariadne‘sche Faden, den ich nun entlang laufen musste: Die Dame erzählte davon, dass wohl ein Pfarrer das Klavier besitzen müsste und so fand ich jenen, der das Klavier heute besitzt. So konnte ich Erny mitteilen, dass das Klavier seiner Großeltern noch existiert und auf ihm gespielt wird.
Foto: Klavier von Hermann und Klara Lang