Der jüdische Friedhof in Schleusingen

Zur Entstehungsgeschichte

Vor 1710 hieß dieses Gebiet „Pulvergrund“ oder „in der Hell“, da hier eine Pulvermühle stand, die 1656 beim Dürrmachen des Pulvers explodierte. Danach wurde sie nicht mehr benutzt, da außer Steintrümmern nichts übrig geblieben war.
So erhielten die Juden, die 1704 nach Schleusingen gekommen waren, 1710 die Genehmigung, hier einen jüdischen Friedhof anzulegen. Es waren zehn jüdische Familien, die sich niederließen. Der Herzog erteilte dem aus Zell stammenden Hofjuden Samuel Bochheimer das Privileg, mit neun weiteren Schutzjudenfamilien ihre Geschäfte mit Tabak, Salz und Geldwechsel zu betreiben.

So heißt heute das Tal „Judengrund“.

Zum Aufbau

Auf rund 1300 Quadratmetern befinden sich 108 Grabsteine. Der Friedhof unterteilt sich in einen alten und einen neuen Teil (siehe Legende). Das älteste Grab befindet sich vom Eingang gesehen in der letzten Reihe des alten Teils ganz rechts. Man beerdigte von rechts nach links entsprechend der semitischen Schreibweise. Die ursprüngliche Lage mancher Grabsteine ist heute auf Grund von Schändungen nicht mehr feststellbar. Sie stehen deshalb an der Mauer. Bei kleineren Gräbern handelt es sich vorwiegend um Gräber von Kindern.

Vor dem Friedhof befindet sich ein Gedenkstein, der 1997 vom Vorsitzenden der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Herrn Nossen, eingeweiht wurde.

Einblicke in die Symbolik

Wir finden u.a. folgende Symbolik:

1. die segnenden Hände des Kohanim als Schutz- und Familiensymbol
2. die Kanne oder Schale für Levitengräber
3. die Sonne mit Gesicht für Fröhlichkeit
4. Weintrauben für ein erfolgreiches Leben
5. die umgestülpte Blüte als Zeichen für Vergänglichkeit und Tod
6. der Schmetterling für Vergänglichkeit
7. der Davidstern
8. der Palmwedel
9. das Auge Gottes
10. das Buch für Gelehrsamkeit

Besonderheiten der Grabsteine

Bei Grabsteinen von Mitgliedern einer Familie findet man oftmals dieselbe Symbolik oder den gleichen Einleitungstext oder dieselbe Form des Grabsteines.

Zu neuem Glanz

Der jüdische Friehof war lange Zeit in einem ungepflegten und verwahrlosten Zustand. Durch junge engagierte Schülerinnen und Schülern konnte der jüdische Friedhof zu neuem Glanz erweckt werden. Die ganze Geschichte mit Bildern und Zeitungsartikeln kann auf der folgenden Seite nachgelesen werden.

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